Nutzt du einen falschen Mahlgrad für deinen Kaffee aus der French Press?
Die French Press ist eine der beliebtesten, einfachsten und auch günstigsten Methoden, um eine gute Tasse Kaffee herzustellen. Zudem überzeugt die French Press mit ihrer Umweltfreundlichkeit: keine Filter und im Grunde "unkaputtbar".
Auch wir lieben den Kaffee aus der French Press. Aber: wir haben umgedacht.
In der Regel - und auch in unserem Zubereitungs-Ratgebern - empfehlen wir einen groben Mahlgrad bei der French Press Zubereitung. Unter Umständen könnte jedoch ein feinerer Mahlgrad eine gute Tasse Kaffee zu einer exzellenten Tasse machen.
Die vernachlässigte French Press der Kaffee-Spezialisten
Viele Kaffeenerds sind dafür bekannt, am Mahlgrad, der Wassertemperatur und der Dosierung zu spielen, bis das perfekte Ergebnis in der Tasse landet. Diese Feinheiten verbinden wir allerdings meist mit Filterkaffee, Aeropress Zubereitung oder natürlich beim perfekten Espresso Shot.
Die French Press wird in diesen Betrachtungen meist vernachlässigt.
Allgemein anerkannt wird Kaffee aus der French Press mit grobem Kaffeemehl, fast kochendem Wasser und einer Immersion-Brühzeit von bis zu 5 Minuten zubereitet. Das Ergebnis ist eine gute und meist vollmundige, kräftige Tasse Kaffee.
Warum wir im Allgemeinen einen groben Mahlgrad empfehlen
Wer wirklich außergewöhnlichen Kaffee genießen will, muss nicht nur ein Kaffeebohnen, sondern auch in eine qualitativ hochwertige Mühle investieren. Schlagmesser vom Thermomix oder Gewürzmühlen zerfetzen die Kaffeebohnen und führen zu einem wenig homogenen Mahlergebnis. D.h. das Kaffeemehl wird viele unterschiedlich große Partikel enthalten.
Bei der Zubereitung mit der French Press ist dieser Sachverhalt besonders bedeutsam: zu feine Partikel - auch "fines" genannt - können selbst bei unserer French Press mit doppeltem Filtersystem in der Tasse landen und einen sandigen, unreinen Geschmack hervorrufen.
Fines führen auch zu einem Blockieren der Geschmacksrezeptoren auf der Zunge, erhöhen die Bitterkeit und machen es schwerer ein einheitliches Profil herauszuarbeiten.
Die Empfehlung "grob gemahlenen Kaffee" zu verwenden, versucht dem entgegenzuwirken. Hochwertige Mühlen können ebenfalls Abhilfe schaffen. Daneben kann es empfehlenswert sein, das Kaffeemehl zu sieben, um die Partikelgröße zu vereinheitlichen.
Die French Press Zubereitung ist eine "Immersion Methode", d.h. das Kaffeemehl sitzt im heißen Wasser und hat Zeit, die wasserlöslichen Bestandteile aus dem Kaffeepulver zu extrahieren. Anders als bei der Pour Over Methode z.B. mit dem Hario V60 Handfilter, kann die French Press bei einem feineren Mahlgrad nicht verstopfen.
Wir haben also viel Freiraum zum Experimentieren, sollten aber gleichzeitig das Risiko der Überextraktion bei feineren Mahlgraden nicht außer Acht lassen.
Warum auch feinere Mahlgrade sinnvoll sein können
Die Argumentation für feineres Kaffeemehl bei der French Press Zubereitung beruht auf der Extraktionsgeschwindigkeit: feinere Mahlgrade ermöglichen eine schnellere Extraktion derselben Bestandteile. Feiner gemahlener Kaffee hat eine größere Oberfläche und gibt heißem Wasser mehr Möglichkeiten, die aromatischen Bestandteile zu lösen.
Unterschiedliche Mahlgrade beeinflussen also nicht, "was", sondern "wie schnell" extrahiert wird.
Weitere Variablen der Kaffeezubereitung sind Wassertemperatur und Brühzeit. Bei der French Press Zubereitung nimmt nach 3-4 Minuten die Wassertemperatur ab, so dass die Extraktionskapazität reduziert wird.
Unsere Empfehlung ist daher, auch die feineren Mahlgrade mit der gleichen Brühzeit zuzubereiten.
Die größte Sorge bei einem feinen Mahlgrad
Zwar mögen viele French Press Fans den vollmundigen, kräftigen Körper dieser Zubereitung, dennoch könnte aufgrund des feineren Mahlgrads zu viel Sediment in der Tasse landen.
Aus unserer Sicht ist diese Sorge allerdings unbegründet.
Hochwertige French Press Kaffeebereiter haben sehr feine Siebe, die das Kaffeemehl effektiv zurückhalten. Zudem quellt Kaffee bei der Zubereitung auf, so dass die Partikel etwas größer werden und leichter vom Sieb erwischt werden. Sollten dennoch ein paar feinere Partikel in der Tasse landen, solltest du vor dem ersten Schluck ein bis zwei Minuten warten, bis sich die Fines gesetzt haben und nicht bis zum letzten Schluck die Tasse leeren.
Den perfekten Mahlgrad für deine French Press finden
Bei der Umstellung auf feinere Mahlgrade lohnt es sich "strategisch" vorzugehen. Laut James Hoffmann - Autor von "Kaffeeatlas" - wird French Press Kaffee bei feineren Mahlgraden schlagartig zu bitter.
Er empfiehlt eine schrittweise Annäherung an feinere Mahlgrade mit einer Brühzeit von bis zu 7 Minuten unter gelegentlichem Umrühren.
Um bei feineren Mahlgraden zu schnell auftretende Bitterkeit zu vermeiden, kann die Wassertemperatur ebenfalls angepasst werden, z.B. von 95 auf 88-92°C.
Wichtig dabei ist aber, dass die Brühzeit entsprechend berücksichtigt werden sollte, da die Tasse Kaffee sonst fad und dünn schmecken könnte.
Raum für Experimente und dennoch einfach
Wir müssen gestehen: die Abhandlung über Mahlgrade bei der French Press Kaffeezubereitung klingt kompliziert. Alles in allem bleibt die French Press Methode aber eine sehr einfache Zubereitungsart und mit ein bisschen Übung und Experimentieren wirst du eine exzellente Tasse Kaffee zaubern.
Faktoren, die bei der Auswahl des Kaffees für die French Press zu beachten sind
Moment: bevor du loslegst, solltest du bei der Auswahl deiner Kaffeebohnen für die French Press ein paar Faktoren beachten. Diese Faktoren beeinflussen den Geschmack, das Aroma und die Intensität des Kaffees.
Verschiedene Kaffeesorten für die French Press
Tatsächlich ist die French Press so unkompliziert, dass die allermeisten Kaffeesorten für diese Zubereitungsmethode geeignet sind.
1. Arabica-Kaffeebohnen sind bekannt für ihre Qualität. Dennoch solltst du auf Spezialitätenkaffee achten. Arabica allein ist kein Qualitätsmerkmal. Sie eignen sich gut für die French Press und entwickeln ein vollmundiges und ausgewogenes Geschmackserlebnis. Ein "no-brainer" für die French Press.
2. Robusta-Kaffeebohnen haben einen kräftigen und intensiven Geschmack. Sie enthalten mehr Koffein als Arabica-Bohnen und eignen sich gut für diejenigen, die einen stärkeren Kaffee bevorzugen. Vorsicht sei dennoch geboten: robusta - bzw. canephora pur ist nicht jedermanns Sache!
3. Single-Origin-Kaffees stammen aus einer bestimmten Region oder sogar Microlot. Ihre Ernten sind oft kleiner und die Herkunft kann sehr genau bestimmt werden. Häufig haben oft eine einzigartige Geschmacksnote. Sie eignen sich gut für die French Press, da sie ihre charakteristischen Aromen gut entfalten können. Bei einer sehr feinen und vielschichtigen Aromastruktur, kann das "Besondere" des Microlots aber schnell verloren gehen und von Sediment im Kaffee überdeckt werden.
4. Kaffeeblends bestehen aus einer Mischung verschiedener Kaffeesorten und werden oft verwendet, um ein ausgewogenes Geschmackserlebnis zu erzielen. Blends können aus 100% arabica Kaffeebohnen oder auch einem Anteil robusta bestehen. Unabhängig davon sind Blends häufig eine Mischung aus "Basis-Bohnen", einem kleinen Teil säurebetonter Kaffeebohnen und einer Kaffeesorte, die Körper und Fülle mitbringt.
Bei der Auswahl deines Kaffees für die French Press ist es wichtig, deine persönlichen Vorlieben zu berücksichtigen. Experimentiere mit verschiedenen Sorten, um herauszufinden, welcher Kaffee dir am besten gefällt.
Röstgrade und ihre Auswirkungen auf den Kaffee für die French Press
Der Röstgrad des Kaffees hat einen großen Einfluss auf den Geschmack und das Aroma des Kaffees. Je nach Röstgrad können verschiedene Aromen und Geschmacksnuancen entstehen. Ganz vereinfacht ausgedrückt gibt es drei verschiedene Röstgrade:
1. Hell gerösteter Kaffee hat einen leichten und fruchtigen Geschmack. Die Säure des Kaffees ist oft stärker ausgeprägt, was zu einem lebendigen und erfrischenden Geschmackserlebnis führt. Helle Röstungen eignen sich gut für diejenigen, die einen leichten und spritzigen Kaffee bevorzugen.
2. Mittel gerösteter Kaffee hat einen ausgewogenen Geschmack und ein angenehmes Aroma. Die Säure ist meist weniger ausgeprägt als bei hellen Röstungen, was zu einem weicheren und runderen Geschmack führt. Mittlere Röstungen sind eine gute Wahl für diejenigen, die einen ausgewogenen und angenehmen Kaffee genießen möchten.
3. Dunkel gerösteter Kaffee hat einen kräftigen und intensiven Geschmack. Die Säure des Kaffees ist oft geringer ausgeprägt, was zu einem vollmundigen und schokoladigen Geschmackserlebnis führt. Dunkle Röstungen eignen sich gut für diejenigen, die einen kräftigen und intensiven Kaffee bevorzugen.
Es sollte jedoch klar sein, dass eine dunklere Röstung vielleicht stärker im Geschmack ist, jedoch meist weniger Koffein beinhaltet. Daneben kann ein hell gerösteter Kaffee wenig Säure aufweisen.
Ganz so einfach ist es dann letztlich doch nicht. Siehe auch unseren Artikel zum Thema Röstgrade: Light, medium, dark - Röstgrade beim Kaffee erklärt
Tipps zum Schluss
Abschließende Tipps für eine klarere Tasse Kaffee mit weniger Sediment:
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Der Kaffeebereiter: nutze eine hochwertige French Press mit doppeltem Filtersystem. Selbst hier werden Partikel und Fines in der Tasse landen, aber du kannst die Menge der Fines in der Tasse reduzieren.
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Die Fines: sofern du zu viel Taschengeld bekommen hast, empfehle ich dir Filtersiebe zu kaufen, um die Partikelgröße vereinheitlichen zu können. Die Siebe von Kruve haben Wellen geschlagen und sind sicherlich empfehlenswert. Die Siebe werden helfen, die Fines und die Boulder (großen Partikel) auszusortieren, um ein einheitlicheres Ergebnis in der Tasse zu erhalten.
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Lass dir Zeit: Kaffeepartikel schwimmen nach dem ersten Aufgießen an der Oberfläche. Nach ein paar Minuten sinken diese ab. Lass dir also genug Zeit für die Zubereitung (mindestens 5 Minuten). Bis zu 10 Minuten Brühzeit sind völlig OK.
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Rühren und warten: es ist sinnvoll, den Kaffee während der Zubereitung umzurühren. Du erreichst so, dass das Kaffeemehl gleichmäßig befeuchtet wird und die zusätzliche Turbulenz hilft der Extraktion. Nach dem Rühren solltest du dem Kaffeeemehl aber mindestens 3 Minuten Zeit lassen, um sich wieder zu setzen.
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Sanft stempeln: wenn der Kaffee ausreichend extrahiert wurde, achte darauf, den Sieb sanft, langsam und gleichmäßig herunterzudrücken. Zu schnelle oder ruckartige Bewegungen führen hier zu Turbulenzen, die das Kaffeemehl aufwirbeln.
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Vorsichtig gießen: es ist unvermeidlich, dass etwas Kaffee in der French Press zurückbleibt. Versuche nicht, den Kaffee bis auf den letzten Tropfen leerzutrinken, weder aus der Kanne, noch aus der Tasse.
Aus unserem eigenen Sortiment möchten wir dir eine French Press empfehlen, die nicht nur cool aussieht und quasi unkaputtbar ist, sondern deinen Kaffee durch eine doppelwandige Edelstahlkonstruktion deutlich länger warmhält.
Schließlich solltest du wissen: etwas Kaffeesediment ist bei der French Press Zubereitung tatsächlich unvermeidbar. Viele French Press Liebhaber schwören aber gerade darauf, denn die French Press gilt allgemein als kräftige, vollmundige Variante des Filterkaffees.
Wenn dir nach Befolgen der oben genannten Tipps immer noch zu viel Sediment in der Tasse ist, hilft daher vielleicht nur noch eine andere Haltung oder der Umstieg auf den sehr sehr stylischen HAND Filter oder eben den konventionelleren Hario V60 Filter. Viel Spaß damit.
1 Kommentar
super erklärt! Dass die Brühzeit von Kaffee mit der Brühzeit immer 4 Minuten betragen muss, ist überholt und ich finde es gut, wie genau ihr erklärt, welche weiteren Faktoren die Extraktion beeinflussen. Man kann so geilen und spannenden Kaffee brühen, indem man viel variiert. Hab denselben Kaffee einmal 4 Min. und einmal 6 Min. ziehen lassen, beide schmecken gut. Der erste hat deutlich mehr Säure und ist spritziger, der zweite etwas süßer und ausbalancierter. Die French Press-Methode ist einfach mega! :)
Kim
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