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DER AROMA CHECK

DER KAFFEEAROMA CHECK & DAS AROMARAD

Kaffee versinkt schnell in der Banalitat unseres Alltags und wird als Wachmacher und "to go" Getränk missbraucht. Gleichzeitig hat Kaffee mehr Aromen als Wein. Wer lernt, die unglaubliche Vielfalt an Geschmacksnoten zu differenzieren, wird noch mehr Freude an der täglichen Tasse Kaffee haben. Versprochen!

 

 

Die sensorischen Fähigkeiten zu schulen ist nicht einfach, aber es ist auch nicht unmöglich. Nicht nur beim Kaffee gibt es schließlich viel zu entdecken: wenn du es dir zur Angewohnheit machst an Lebensmitteln und Getränken zuerst zu riechen, wirst du nach und nach ganz automatisch die unterschiedlichen Aromen und Noten viel bewusster wahrnehmen und zu unterscheiden lernen. Etwas Hintergrundwissen wird dir dabei helfen. 

 

ANBAUGEBIETE, AUFBEREITUNG . UND IHR EINFLUSS

Die Herkunft eines Kaffees prägt selbstverständlich das Aromaprofil eines Kaffees. Afrikanische Kaffees sind bekannt für ihre spritzige Fruchtigkeit und eine dominante Säure. Diese Kaffees sind lebendig und bringen komplexe sowie reichhaltige Zitrus- und Beeren-Aromen hervor. Typischerweise werden afrikanische Kaffees daher als Brühkaffee empfohlen. 

Asiatische Kaffees werden stets von exotischen Aromen begleitet, sind aber in der Regel weniger fein als afrikanische Arabica-Kaffees. Kaffee aus Indien beispielsweise ist sehr säurearm und wird daher gern als Espresso zubereitet. Das Aromaprofil reicht von intensiven nussigen Tönen über Chai-Gewürze zu erdigen und holzigen Aromen. Asiatische Kaffees sind typischerweise vollmundig-cremig mit dichter Textur und wenig komplex.

Lateinamerikanische Kaffees zählen heute zu den beliebtesten Kaffees überhaupt. Selbst Kaffeebauern aus den entlegendsten Orten schaffen es heute äußerst hohe Qualität zu produzieren. Ihre Kaffees sind meist schokoladig und nussig mit milder, angenehmer Säure und ausgeprägter Süße. Dies macht Kaffees aus Brasilien, Peru, Guatemala oder Mexico zu allgemein "verträglichen" Genüssen. 

Auch die Aufbereitung sorgt für charakteristische Merkmale: die halbtrockene Aufbereitung beispielsweise führt zu eher von der Süße dominierten Kaffees während nass aufbereitete Rohkaffeebohnen in der Tasse eher feine Aromanuancen ausbilden.

Wie auch bei den Kaffeeanbaugebieten sprechen wir hier von Tendenzen, denn bis der Kaffee in der Tasse verzehrfertig dampft sind viele Schritte notwendig. Jeder einzelne vermag den Charakter des Kaffees und die dominierenden Aromen zu verändern. 

 

GESCHMACKSBEWERTUNG (ODER DAS "CUPPING" DES KAFFEES)

Kaffee besitzt eine unglaubliche Vielfalt an Aromen und Geschmacksnoten - sogar mehr als Wein! Sogenannte "Aromaräder" sollen helfen, die geschmacklichen Nuancen einzuordnen und zu benennen. Zunächst werden die gröberen Schlüsselaromen definiert. Diese bilden die übergenordneten Aromastrukturen des Kaffees und können z.B. fruchtig, würzig, nussig oder schokoladig (zuckrig süß) sein. Selbst diese Unterscheidung braucht etwas Übung, kann aber bei bewusstem Probieren schnell erlernt werden. 

 

 von scaa.org

 

Grundsätzlich wird es helfen, Lebensmittel allgemein mit mehr Bewusstsein zu genießen, daran zu schnuppern, die Aromen gedanklich zu verankern und auch beim eigentlichen Essen / Trinken mehr auf die Geschmacksentfaltung im Mund zu achten. Wie das Aromatabellen bei der Verkostung von Kaffee funktionieren kann, stellen wir hier kurz vor: 


SCHRITT EINS

Um mit einer "professionellen" Verkostung zu beginnen kannst du 10g Kaffee in Filtermahlung so frisch wie möglich in eine Cappuccino Tasse füllen und mit einem Deckel abdecken. Vor allem, wenn du mehrere Kaffees verkostest, ist die Abdeckung wichtig, damit die feinen Trockenaromen nicht zu schnell entweichen. Jetzt riechst du am Kaffeemehl und kannst in diesem Schritt die Trockenaromen wahrnehmen und bereits erste Eindrücke gewinnen. Gute Kaffees schaffen es in jedem Verkostungsschritt zu beeindrucken. 

SCHRITT ZWEI

Das Kaffeemehl (gemahlen für Filterkaffee) wird nun mit ca. 90-93 Grad heißem Wasser aufgegossen. Es sollten keine trockenen Stellen mehr auftauchen! Es bildet sich eine Kruste an der Oberfläche. Warte nun mindestens 4 Minuten, bevor du mit der Verkostung fortfährst. Durch das Aufgießen mit heißem Wasser lösen sich die Öle aus dem Kaffeemehl und die Fechtaromen werden freigesetzt. Kaffees entwickeln nun ähnliche aber auch ganz neue Aromen. Nun solltest du erneut versuchen durch einfache Riechen die unterschiedlichen Aromen zu erkennen: gibt es Nuancen von Nüssen? Falls ja, erinnern die Noten eher an Erdnüsse, Mandeln oder Walnüsse?

SCHRITT DREI

Sobald der Kaffee etwas abgekühlt ist, kann mit dem Löffel die Kruste "gebrochen" werden. Dieser Schritt kann ebenfalls bereits erkannte Aromen nochmals stärker hervorbringen. Auf der Rückseite des Löffels wird hierfür das Kaffeemehl aufgenommen und beschnuppert. Ist die Kruste abgeschöpft, wird mit dem Verkostungslöffel Kaffee "getrunken". Das laute einsaugen mti viel Luft hilft den Kaffee im Mundraum zu verwirbeln und die Aromen leichter zu erkennen. 

Das Aromarad hilft, die groben Geschmacksrichtungen zu identifizieren. Ist der Kaffee eher fruchtig oder kommen Spuren von Gewürzen vor? Wenn fruchtig, handelt es sich eher um süßliche Steinobstaromen wie Pfirsich oder um die spritzige Frische von Zitrone oder Grapefruit? 

SCHRITT VIER

Damit ein Kaffee nicht lasch oder fad wirkt, braucht er Säure. Afrikanische Kaffees werden eher von Säure dominiert als lateinamerikanische oder asiatische Sorten. In diesem Schritt versuchst du zu erkennen, ob der Kaffee eine frische, spritzige Säure aufweist oder eher säurearm den Geschmack entfaltet. Sind die Noten eher herb, süßlich oder mild?

SCHRITT FÜNF

Auch die Textur und das Mundgefühl sind ganz entscheidend für unsere Wahrnehmung des Geschmacks von Kaffee (und Lebensmitteln allgemein). Es ist daher wichtig herauszufinden, was dir persönlich am besten schmeckt. Zwar behaupten die meisten Kaffeetrinker, dass ein Kaffee vollmundig sein muss, aber was bedeutet das überhaupt? Kaffee kann sich mundfüllend und dick anfühlen, seidig und geschmeidig, aber auch wässrig und hohl. Auch feine Kaffees können erfrischend und elegant sein, obwohl man hier weniger von Vollmundigkeit sprechen würde. 

SCHRITT SECHS

Beim Wein sprechen wir vom Abgang. Kaffee ist hier nicht sehr anders: der Nachgeschmack entscheidet letztlich darüber, ob wir mehr wollen oder nicht. Auf unserer Zunge schmecken wir hinten in der Mitte alles, was bitter ist. Werden diese Geschmacksnerven aktiviert, ist ein bitterer Nachgeschmack das letzte, was wir über unseren Kaffee abspeichern. Das sollte nicht passieren. 

Wenn du Kaffee herunterschluckst, achte einmal darauf, ob der Nachgeschmack langanhaltend ist oder eher schnell verschwindet. Ist das Empfinden eher weich und samtig oder rauh und unangenehm? Bei unseren Cuppings suchen wir stets nach Kaffees, die beim Nachgeschmack eher langanhaltend und weich sind. 

FAZIT

Jedes Cupping bringt auch persönliche Erkenntnisse hervor: magst du lieber fruchtige Kaffees oder sollte dein Lieblingskaffee nussig und schokoladig sein? Ist dir die Säure afrikanischer Kaffees zu heftig? Liebst du die herben, rauchigen oder würzigen Töne von Kaffees aus Indien? Natürlich hat auch deine bevorzugte Zubereitungsart ganz entscheidenden Einfluss auf deine Wahrnehmung beim Cupping.

Wichtig ist am Ende die bewusste Wahrnehmung der Unterschiede, denn die Vielfalt der Aromen ist unermesslich groß. Es gibt viel zu entdecken und beschnuppern. Viel Spaß dabei!