Kaffee gleich Kaffee? Nicht ganz.
Die meisten Hobby-Kaffeetrinker kennen noch den Unterschied zwischen Arabica und Robusta, aber dabei bleibt es dann. Botaniker unterscheiden derweil ca. 90 unterschiedliche Arten innerhalb der Gattung „Kaffee“ (Coffea).
Wir haben uns eine ganz eigene, persönliche Kaffeepflanze zugelegt. Mit ganz viel Glück und viel pflegender Liebe werden wir in ein paar Jahren unsere eigenen Kaffeekirschen ernten – von Hand natürlich – und weiterverarbeiten können. Na, schauen wir mal!
Unsere Pflanze ist übrigens eine Coffea Arabica – die berühmte Arabica-Kaffee Pflanze. Neben Arabica gehört die Robusta-Bohne (Coffea Canephora) zu den heute bekanntesten Kaffeebohnen überhaupt. Espresso-Kenner wissen, wovon ich spreche. Aber eins nach dem anderen:
VIER "ARTEN" DER GATTUNG COFFEA
Arabica (Coffea arabica)
Die Arabica Pflanze wächst an bis zu 8m hohen Bäumen. Die weißen Blüten reifen nach und nach zu hell-roten Kaffeekirschen aus. Guter Arabica Kaffee wächst am besten in höheren Lagen von 900-2200m Anbauhöhe. Da die Pflanzen sehr langsam wachsen, sind die Aromen stärker konzentriert, was dem Arabica Kaffee seinen Ruf besonderer Qualität verleiht. Allerdings sind die Arabica Pflanzen deutlich anfälliger für Krankheiten und Schädlingsbefall als z.B. die Robusta Pflanzen, weshalb gute Kaffeebauern darauf achten, ihren Kaffee in Mischwäldern statt in Monokulturen anzubauen.
Robusta (Coffea Canephora)
Wie der Name schon sagt, ist Robusta weniger anfällig für Krankheiten, ist hitzeresistenter und kann auch mit hoher Luftfeuchtigkeit umgehen. Die Art wird im Flachland und in Tieflagen angebaut. Die Kaffeesträucher des Coffea Canephora tragen mehr früchte, die dazu auch noch schneller reifen als die Arabica Kaffeekirschen. Robusta macht heute ca. 30% der Weltkaffee-Ernte aus und wird vorwiegend in Südostasien und Westafrika angebaut. Gerade Vietnam nutzte den Anbau von Robusta, um wirtschaftlich an der wachsenden Nachfrage nach Kaffee zu partizipieren. Robusta wird in der Regel trocken aufgearbeitet und hat ca. doppelt so viel Koffein wie Arabica.
Liberica (Coffea Liberica)
Die Kaffeekirschen der Coffea Liberica sind qualitativ minderwertiger und spielen wirtschaftlich gesehen eine untergeordnete Rolle. Liberica wird dennoch weiterhin im Flachland Westafrikas und auch in Südostasien angebaut. Die Kaffeekirschen haben mit 12-14 Monaten den längsten Reifungsprozess und enthalten sogar deutlich mehr Koffein als die Robustabohnen.
Excelsa (Coffea Excelsa)
Diese Kaffeesorte ist eigentlich schon eine Rarität und wird vornehmlich im Tschad angebaut, wo sie auch entdeckt wurde. Die Bohnen sind in etwa so groß wie die Robustabohnen und gedeihen selbst in regenarmen Zeiten gut auf trockenen Böden. Die Ernte der Excelsa Bohne macht jedoch gerade mal 1% der weltweiten Kaffeeproduktion aus.
WIR WERDEN ZU HOBBY BOTANIKERN
Neben den Sorten gibt es aber auch noch „Varietäten“ – und zwar eine ganze Menge! Reichlich verwirrend ist das Ganze vor allem dann, wenn man eigentlich nur eine Tasse richtig leckeren Kaffee genießen will. Wer sich allerdings fragt, warum denn der Kaffee am Morgen nur mit Milch und Zucker genießbar ist, sollte zumindest die Grundlagen der Kaffeeauswahl und das entsprechende Hintergrundwissen beherrschen.
Die heutzutage konsumierten Kaffees sind in der Regel Kulturpflanzen-Sorten, d.h. Menschen haben sie über längere Zeit hinweg aus Wildsorten heraus kultiviert. International wird die Kultursorte als „Cultivar“ bezeichnet.
Typica und Bourbon als Ursprung
Wer es gern mal etwas deftiger, koffeinhaltiger und erdiger mag und auch sonst gute Nerven hat, kann auch gern mal zum Robusta greifen. Der Einfachhalt halber gehen wir hier nur auf die Arabica Sorte ein: Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Arabica Pflanze schon v. Chr. bekannt war und dann über den Jemen verbreitet wurde.
Lediglich zwei genetisch identifizierbare Sorten führten später zu den zahlreichen kommerziell genutzten Kaffeepflanzen – Typica (Cramer) und Bourbon (B. Rodr.). Typica wurde als Pflanze von Java aus eingeführt und in botanischen Gärten in Amsterdam weiter kultiviert. Später gelang die Pflanze nach Martinique und schließlich Südamerika. Die Qualität von Typica wird weltweit sehr geschätzt, jedoch ist der Ertrag recht gering. Bourbon wurde aus Jemen von den Franzosen nach La Réunion (früher Bourbon) gebracht und dort weiter angebaut.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Varietäten, z.B. Kona (eine Mutation der Typica-Bohne aus Hawaii), Yirgacheffee (aus den äthiopischen Distrikt Yirgachefe in der Gedeo-Zone), Santos (brasilianischer Kaffee), Mokka (eine Kreuzung mit Typica und anderen Varietäten), French Mission (ein Bourbon, der von franz. Missionaren kultiviert wurde), SL28 (Varietät aus Tansania – bekannt für seinen Geschmack nach schwarzen Johannisbeeren), SL34 (ein qualitativ sehr hochwertiger Kaffee aus Kenia).