Kein anderer Kaffee spaltet die Kaffee Community so sehr wie Kopi Luwak - der Katzenkaffee. Auf Amazon gibt es den Kaffee bereits ab 300 EUR pro kg. Manche bezeichnen ihn nicht nur als den teuersten, sondern auch als den besten Kaffee der Welt. Gleichzeitig gehen Tierschützer auf die Barrikaden. Nachdem Freunde aus Bali einen "Kopi Luwak" als Geschenk mitbrachten, war auch bei mir die Neugier geweckt. Dennoch blieben große Zweifel:
Ob der gelieferte Kaffee dann ein echter Kopi Luwak ist, vermag nur ein Experte mit Mikroskop zu sagen. Ob er schmeckt, darüber kann man streiten. Ob er nachhaltig und ökologisch sinnvoll ist, hängt nicht zuletzt von der Ethik der Kaffeebauern ab. Und gerade die Moral bleibt beim Anbau bzw. der Herstellung von Kopi Luwak allzu oft auf der Strecke.
Ein kurzer Blick auf die Geschichte
In seiner Heimat Südostasien wurde Kopi Luwak laut Wikipedia vermutlich schon länger getrunken.
Bereits 1883 tauchten erste Berichte über den Kopi Luwak auf. Das daraus gewonnen Getränk wurde von der heimischen Bevölkerung getrunken, da der Plantagen- und Parzellenkaffee damals nur für Kolonialisten und dem Export bestimmt war.
International wurde man auf den "Katzenkaffee" erst Anfang der 90er Jahre aufmerksam, als Tony Ward aus Großbritannien Kopi Luwak mit nach England nahm. Findige Geschäftsleute witterten damals ein schnelles Geschäft und begannen den Katzenkaffee geschickt zu vermarkten: luxuriös und von einer Mystik umgeben, wurde Kopi Luwak bekannter.
Auch heute liegt die weltweite (natürliche) Ernte pro Jahr unter 300 kg Rohkaffee. Katzenkaffee pflückt man nicht mal eben vom Baum. In freier Wildbahn leben die Fleckenmusangs (= eine Schleichkatze) auf den indonesischen Inseln Sulawesi, Java und Sumatra. Sie fressen die reifen Kaffeekirschen, fermentieren die Kaffeebohnen in ihrem Verdauungstrakt und scheiden die Rohkaffeebohnen über den Kot wieder aus. Wie oft und wie viel sie das tun hängt von ihrer natürlichen Umgebung ab. Allerdings scheinen die Fleckenmusangs ein festes Katzenklo zu haben, was das Auflesen des Kots erleichtert.
Wie schmeckt Kopi Luwak Katzenkaffee
Geschmacklich wird der Katzenkaffee durch die Enzyme im Verdauungstrakt des Tieres stark beeinflusst. Kopi Luwak wird häufig durch ein volles und kräftiges, aber auch muffiges, modriges und erdiges Aroma charakterisiert. Ob da nicht die Psyche eine Rolle spielt … ?
Kanadische Lebensmittelchemiker vermuten Spuren von Verdauungssekreten in den feinen Rillen auf der Kaffeebohne. Diese Rillen fehlen bei "normal" aufbereiteten Kaffeebohnen.
"Außerdem waren die in den Kaffeebohnen gespeicherten Proteine durch Verdauungsenzyme zum Teil ganz abgebaut, zum Teil in kleinere Moleküle gespalten, die dann beim Rösten der Bohnen Aroma und Geschmack mitbestimmen." [Aus Kopi Luwak – Wikipedia ]
Das Problem mit der menschlichen Gier
Anders als beim Jamaica Blue Mountain, der durch eine offizielle Institution in seiner Herkunft zertifiziert wird und so seine Glaubwürdigkeit und auch den hohen Preis rechtfertigt, ist die Herkunft des Kopi Luwak in der Regel nicht gesichert. Leider lockt dies schwarze Schafe an, deren Hauptinteresse Effizienz und Profit ist, nicht die Qualität des Kaffees oder die Nachhaltigkeit in der Produktion.
Massentierhaltung ist nicht nur bei Hühnern, Schweinen und Kühen problematisch. Die Gier nach Effizienz, Profitmaximierung und Reichtum hat auch dem Fleckenmusang unendliches Leid zugefügt. Laut der Tierschutzorganisation PETA werden mittlerweile zehntausende Schleichkatzen in beengten Käfigen gehalten und nicht artgerecht hauptsächlich mit Kaffeekirschen gefüttert.
Deutschlandfunk berichtete über Etikettenschwindel und Verbrauchertäuschung beim Verkauf von Kopi Luwak in Deutschland. Der als "Wildlese" bezeichnete Kaffee stamme tatsächlich aus Käfigbatterien und tierquälerischen Zuständen. Auch PETA hat sich diesem Thema angenommen.
Meine persönliche Meinung
Kopi Luwak - das muss nicht sein. Jedenfalls nicht aus Käfighaltung. Der Fleckenmusang ist ein geschickter Kletterer und bringt seinen Nachwuchs in Baumhöhlen zur Welt. Zu seiner natürlichen Ernährung gehört auch die Kaffeekirsche. Da er nur das Fruchtfleisch verdauen kann, bleibt der Kern bzw. die Kaffeebohne übrig. Wird diese am Katzenklo aufgelesen und für den späteren Verbrauch als Röstkaffee aufgelesen, spricht meiner Meinung nach nichts gegen die Herstellung von Kopi Luwak.
Diese ethisch und moralisch vertretbare Herstellungsart hat aber seinen Preis.
Einen Preis, den mein gesunder Menschenverstand verneint. Zwar stehe ich mit carabica und meiner Leidenschaft für Spezialitätenkaffee ein und plädiere für fairere Preise im Kaffeesektor; einen Preis von 300 EUR / kg halte ich dennoch für übertrieben und wenig zielführend. Einen Kopi Luwak brauche ich daher nicht.
Auch geschmacklich kann mich ein Kopi Luwak nicht überzeugen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich den Katzenkaffee nie gekauft, aber auf unterschiedlichen Kaffeemessen direkt bei Indonesischen Kaffeebauern verkosten durfte. Meine Vorliebe gilt hochwertigen gewaschenen sowie trocken aufbereiteten Spezialitätenkaffees und Gewinnerkaffees aus Cup of Excellence Wettbewerben. Persönlich würde ich bei hochpreisigen Kaffees die Cup of Excellence Gewinner bevorzugen.
Wer den Kopi Luwak dennoch kaufen möchte, sollte sich gut informieren und jeden Schluck genießen.
Bildquelle: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19346
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