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Artikel: Kaffeepreise unter Druck

Kaffeepreise unter Druck - carabica - fine coffee culture

Kaffeepreise unter Druck

Vergangene Woche erreichte mich wieder eine Schlagzeile: "Kaffee: Experten sehen enormes Potential 2019". Dahinter steckt die Annahme, dass die weltweit, an öffentlichen Märkten gehandelten Rohkaffeepreise 2019 aufgrund von ernteabhängigen Variablen enorm steigen werden. Warum das so ist, und warum es für uns nicht wichtig ist, schauen wir uns jetzt an.

 

Kaffee gilt als das zweitwichtigste Handelsgut, nach Öl. Hunderttausende Menschen arbeiten in oder von der Kaffeeindustrie abhängigen Jobs. Umso wichtiger ist die faire Bezahlung der Menschen, die die Basis unseres geliebten Heißgetränks herstellen. In der ersten und zweiten Welle der Kaffeeindustrie ging es um Verfügbarkeit: Kaffee sollte überall bereitstehen und stets gleich schmecken. Bereitstellung von Kaffee war die Aufgabe der guten Hausfrau und wurde später Basis für zuckrige Milchmischgetränke. Erst mit der Definition der Dritten Welle des Kaffees entstand ein ganz neues Bewusstsein für die nuancierten Aromen von single Origin Kaffees - die Spezialitätenkaffeebranche entstand.

Heute hat der mündige Verbraucher enormes Bewusstsein für sein Kaufverhalten erlangt und trifft diese Entscheidungen mit dem Wunsch "einen positiven Beitrag" leisten zu können. Umso wichtiger sind Begriffe wie "fair gehandelt" und "nachhaltige Produktion" geworden. Was für viele Hersteller ein nettes Marketing Tool war, gilt heute als Standard in der Spezialitätenkaffee Szene: Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness - das sind die Eckpfeiler der Bewegung rund um den Handel von Rohkaffee in der Dritten Welle der Kaffeebewegung.

 

Kaffeepreise unter Druck?

Derzeit stehen Kaffeepreise weltweit unter Druck: Weltwirtschaftlich gibt es ein Überangebot an Kaffee, und das, obwohl die Nachfrage nach Kaffee weiterhin stetig steigt. Die Finanzmärkte betrachten Kaffee aber lediglich als "Commodity", weshalb auch vom "C-Preis" gesprochen wird. Dieser C-Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Die vergangene Ernte hat zu einem globalen Überangebot geführt, weshalb die Preise für Rohkaffee für Industrieröstungen ein 13-jähriges Rekordtief erreicht hat.

https://de.investing.com/news/commodities-news/kaffee-experten-sehen-enormes-potenzial-2019-663544?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=8812

 

Die Argumentation von Kaffeespekulanten sieht allerdings zyklusbedingte Ernteeinbußen im kommenden Jahr voraus, was die Preise für 1 US-Pfund Rohkaffee bis Ende 2019 um 25% steigen lassen könnten. Zudem spielt die Aufwertung des brasilianischen Real eine entscheidende Rolle: Brasilien ist der größte Exporteur von Rohkaffee. Ein stärkerer Real macht den Einkauf von Rohkaffee teurer, so dass weniger Angebot auf den Weltmarkt gelangen dürfte. Schließlich rechnen Experten auch damit, dass viele Kaffeebauern weniger Einkommen in die Produktion von Kaffee stecken können und somit auch die Ernte schrumpfen sollte.

Bei 92 cent pro US-Pfund Rohkaffee liegen die Preise in vielen Ländern mittlerweile unter den Produktionskosten. Eine Rechnung, die für Kaffeebauern nicht aufgeht. Die rein finanz-spekulatorische Sichtweise auf den Kaffeepreis ist aber kein "Schreckens-Szenario", sondern tägliche Realität von Tausenden Kaffeebauern, die täglich ums Überlegen kämpfen.

 

Was wir uns stattdessen wünschen und warum der C-Preis nicht relevant ist

Was bedeutet eigentlich "fair gehandelt"? Glücklicherweise wird mir diese Frage von Kaffeeinteressierten und Kunden immer wieder gestellt. Die Frage zeigt mir, dass es meinen Kunden nicht egal ist, woher mein Kaffee kommt und dafür wie viel Einkommen beziehen kann.

Fair gehandelt bedeutet natürlich nicht "fair trade". Fair gehandelter Kaffee ist für uns Rohkaffee aus transparentem, nachhaltigem Handel auf Augenhöhe. Teilweise können wir unsere Rohkaffees im "farm to cup" oder "direct trade" Modell sourcen, in anderen Fällen verlassen wir uns auf vertrauensvolle Partner, die das hohe Risiko des Imports für uns tragen.

Unser Kaffeeeinkauf ist transparent, weil wir wissen, woher unser Kaffee stammt, wer ihn für uns angepflanzt, gepflegt, geerntet und aufbereitet hat. Unser Kaffeeeinkauf ist nachhaltig, weil wir Preise zahlen, die um ein Vielfaches höher liegen als der Marktpreis. Selbst, wenn die Marktpreise von Rohkaffee um 25% steigen sollten, liegt unser Einkaufpreis um ein Vielfaches höher. Warum?

 

Nachhaltigkeit durch Qualität

Unsere Rohkaffeepreise liegen zwischen 6 und 13 EUR pro kg Rohkaffee. Warum wir diese Preise gerne bezahlen ist ganz einfach beantwortet: Qualität. Wir bezahlen Preise basierend auf Rohkaffeequalität. Maßgeblich für die Qualität ist die einwandfreie Aufbereitung Ernte und Aufbereitung von Kaffeekirschen. In der Regel haben unsere Kaffees weniger als 5 Fehler bzw. Defekte (Standard Regelmaß zur Bewertung von Rohkaffeequalität).

Nicht jeder Kaffeebauer kann diese hohe Kaffeequalität erzeugen, aber - wir sind uns sicher - fast jeder Kaffeebauer kann seine Qualität unter Berücksichtigung von ökonomischen Limitierungen erhöhen und somit einen höheren Verkaufspreis erzielen. Unsere Partnerfarm in Peru (PachaMama) ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Nach wenigen Jahren der Ausbildung und stetiger Investition und entsprechender Verbesserung, können die Bauern der Kaffeeplantage Miguel Grau mittlerweile bio-zertifizierte Spezialitätenkaffees mit Quality Scores von 84+ erzeugen. Zur aktuellen Ernte, sind sogar Microlots und ein exklusiver Geisha möglich geworden. Daneben konnten die Bauern in ihrer Farm-Infrastruktur sowie die Community allgemein investieren.

Der Weg hin zu mehr Qualität ist nicht einfach und braucht Ausdauer. Unser Wunsch ist es, dass mehr Kaffeebauern diesen Weg gehen und mit Hilfe von Rohkaffeeimporteuren den etablierten, sicher erscheinenden Strukturen von "fair trade" und garantierten Preisen den Rücken kehren und basierend auf Qualität nicht mehr nur überleben, sondern wieder wahre Freude am eigenen Produkt entwickeln können.

 

Kaffee ist für uns kein Spekulationsobjekt

Wir sollten aufwachen - auch ohne Kaffee - und erkennen, dass Kaffee kein Spekulationsobjekt, sondern ein Genussmittel ist. Auch billiger Kaffee hat seinen Preis. Die Frage ist, wer ihn bezahlt.

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