100% Arabica steht mittlerweile auf fast jeder Supermarkt-Kaffeetüte. Was soll das überhaupt?
Die meisten informierten Kaffeetrinker werden schon mal gehört haben, dass Arabica die vermeintlich qualitativ höherwertige Kaffeebohne ist. Doch ist das tatsächlich so? Wir betrachten das mal etwas genauer und beleuchten die Unterschiede zwischen Robusta (Canephora) und Arabica.
Übrigens: der Begriff "Robusta" ist allgemein akzeptiert, spiegelt aber nicht die botanische Bedeutung wieder. Innerhalb der der Gattung "coffea arabica" gibt es unzählige Varietäten. Genauso ist Robusta eine Pflanzenart der Gattung "coffea". Der Einfachheit halber werden wir die Canephora also Robusta nennen :-)
Pflanzengattung >> Kaffeesorte >> Varietät
Coffea >> arabica >> z.B. Catuai
Coffea >> canephora >> robusta
KAFFEEANBAU UND AUSSEHEN DER KAFFEEBOHNEN
Heute ist es kaum zu glauben, dass Ceylon mal eine Kaffee-Insel war: bis 1870 wurde auf der Insel Arabica Kaffee angebaut. Doch leider ist Arabica anfällig für den sogenannten Kaffeerost und bereitete dem Kaffeeanbau auf Ceylon ein jähes Ende. Gleichzeitig entdeckte man in Zentralafrika die Robustapflanze, die dem Kaffeepilz trotzt und auch sonst deutlich weniger anfällig für Hitze oder Feuchtigkeit ist als die Arabica Pflanze.
Innerhalb Afrikas wird Robusta oder besser gesagt "Canephora" vor allem in Westafrika angebaut, Arabica eher in Ostafrika. Viele Länder ernten aber beide Bohnensorten. Robusta wird in der kommerziellen Nutzung etwa 7m hoch, während die Arabica Pflanze in der Regel 2-5m hoch wird, wild allerdings noch höher. Da habe ich wohl Glück, dass meine Home-Office Kaffeepflanze eine Arabica ist! Ja, eine Kaffeepflanze kann auch zu Hause gezüchtet werden. Einen echten Ertrag braucht man dabei aber nicht erwarten ...
Robusta ist sehr widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Schädlingen und anderen äußeren Einflüssen und gedeiht am besten in Tieflage. Robusta kommt auch gut mit Temperaturschwankungen klar. Arabica wächst besonders in Hochlagen und kühleren Temperaturen um die 20 Grad. Die Arabica Bohne ist etwas größer als die Robusta und verfügt über eine leicht geschwungene Kerbe. Bei der Robusta Bohne ist diese Kerbe sehr gerade.
WIRKUNG UND GESCHMACK
Es ist kein Wunder, dass Kaffee aus Arabica Bohnen allgemein beliebter ist. Da Arabica Kaffeekirschen auf Grund der klimatischen und geographischen Bedingungen langsamer reifen, verfügen sie über intensivere Geschmäcker, feine Aromen und eine gewissen Süsse. Robusta hingegen hat den Ruf erdig, muffig und sogar leicht modrig zu schmecken und im Abgang eher rau und scharf zu wirken.
BARISTA TIPP
Lange hatte Robusta einen sehr schlechten Ruf, da viele Kaffeeröster Robusta als billige Kaffeebohne den hauseigenen Blends beigemischt hat, um Kosten zu senken. Mit der Entwicklung der Third Wave Kaffeeszene hat sich dies langsam geändert. Heute sprechen wir sogar von "fine robusta" Kaffeesorten mit sehr großen Kaffeebohnen und viele Kaffeeröster bieten 100% robusta Espresso an: ein Espresso, der mit viel Koffein jeden Morgenmuffel wach machen sollte!
Auch beim Koffeingehalt sind die beiden Bohnen sehr unterschiedlich: Robusta hat in etwas doppelt so viel Koffein wie Arabica. Wer also zu Nervosität oder Schlaflosigkeit leidet, sollte beim Kauf darauf achten, dass möglichst kein Anteil Robusta enthalten ist! In der Regel wird Robusta „beigemischt“, so dass sich die Aussage zum Koffein relativiert. Zudem ist entscheidend, wie der Kaffee zubereitet wird: ein Espresso mit Robusta-Anteil hat beispielsweise weniger Koffein als eine Tasse Filterkaffee!
Darüber hinaus enthält Robusta mehr Chlorogensäure: das ist die Säure, die bei empfindlichen Mägen gern Sodbrennen, Magenschmerzen oder Verdauungsprobleme macht. Jedoch muss auch hier betont werden, dass beim Rösten die Chlorogensäure nach und nach abgebaut wird. In der Regel werden Robusta-Bohnen etwas dunkler geröstet als die Arabicas. Ein längerer, schonender Röstvorgang wie bei carabica ist hier effektiver beim Abbau der Säure.
Wenn Robusta eher bitter und muffig schmeckt, mehr Koffein und Chlorogensäure enthält, warum wird Robusta dann überhaupt getrunken?
Die Frage ist nicht warum, sondern wie. Robusta wird in der Regel beim Espresso beigemischt. Gerade in Italien schwören die Kaffee-Afficionados auf die dicke Crema, die angeblich nur entsteht, wenn ein Teil Robusta beigemischt wurde. Dabei ist das nur die halbe Wahrheit:
Robusta macht in der Tat eine bessere Crema als Arabica, aber um die perfekte Crema zu erhalten, müssen zwei Dinge berücksichtigt werden:
Erstens, wir brauchen beim Kaffeebrühen Druck und, zweitens brauchen wir Öl.
Bei einer Siebträgermaschine wird mit Druck gearbeitet. Das ist gut so! Deshalb gibt es ja im Vergleich zum Filterkaffee auch die Crema. Handelsübliche Maschinen schaffen bis zu 9 bar - hier ist also die Maschine der begrenzende Faktor. Ob Arabica oder Robusta verwendet, macht hier für die Crema fast keinen merklichen Unterschied.
Jetzt zum Öl: in der Kaffeebohne ist Öl, das sich beim Brühen löst. Ob ein Kaffee ausreichend Öle hat, die auch die Aromen transportieren, hängt maßgeblich von der Frische ab. Daher Rösten wir in kleinen Chargen, damit die Bohnen möglichst frisch bei den Kaffeegenießern ankommen. Mach' den Test und kaufe im Supermarkt Bohnen. Falls diese „schwitzen“, dann tritt das Öl bereits aus und es ist ein klares Zeichen dafür, dass der Kaffee nicht mehr so frisch ist. Auch auf die richtige Lagerung der Kaffeebohnen solltest du achten: zu warm sollte es nicht sein. Soweit der kleine Crema-Exkurs.
FAZIT ZU UNSEREM KAFFEETHEMA: ROBUSTA VS ARABICA
Wir sehen also: Der Anteil an Spezialitätenkaffees der Sorte Arabica liegt weltweit lediglich bei 5%. Das bedeutet: nur 5% der weltweit gehandelten Arabica Kaffeesorten werden auf Qualität hin verkostet. Alle anderen Arabica Sorten gelangen quasi ungeprüft in den Handel. Wo Arabica draufsteht, muss also nicht unbedingt Spitzenqualität drin sein! Robusta in „schlecht“ und Arabica in „gut“ aufzuteilen wäre daher sicherlich zu pauschal. Dennoch sehen wir die Arabica-Bohne als höherwertig an, denn nur Arabica verzaubert durch die intensiven Geschmäcker und Aromen, die sogar noch vielfältiger sind als die Aromen beim Wein.
Robusta hat seine Daseins-Berechtigung. Wer den Espresso lieber mit einer Zumischung von Robusta genießt, soll ihn auch bekommen. Wichtig ist, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden nicht unter dem höheren Koffeingehalt und der Chologensäure leiden.
Uns interessiert auch deine Meinung! Achtest du beim Kauf auf die Art der Bohne? Auf die Anbauhöhe, z.B. Hochland-Kaffee? Trinkst du Espresso lieber mit Robusta-Anteil oder lässt du dich auch von 100% Arabica Espressos überzeugen? Wir sind gespannt!
PROFI TIPP ZUM SCHLUSS
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