Er war meine erste große Liebe.
Muramba.
Ein Filterkaffee, von dem ich nicht genug bekommen konnte. Lieblich fruchtig, ein Hauch von Orange, gleichzeitig schokoladig mit ausbalanciertem Körper. Säure, die spürbar ist und sich in der Süße eingebettet weich und harmonisch präsentiert.
Ein echter Bourbon.
Ach ja. [nostalgisches seufzen]
Erinnerst du dich noch an deine erste große Kaffeeliebe? Den Kaffee, der alles verändert hat?
Muramba kam aus Ruanda.
Ruanda ist für nur 0,16% der weltweiten Kaffeeproduktion verantwortlich. Dennoch ist Ruanda für viele Kaffeetrinker ein Schwergewicht in Sachen Qualität und Aroma.
Im Kaffeeblog machen wir heute einen Deep Dive ins Kaffeeanbauland Ruanda und erklären, was Ruanda als Kaffeeland einzigartig macht.
Hast du Lust? Dann kannst du hier lernen:
- Warum Ruanda am Randes des Kollaps war und wie Kaffee den Weg aus der Krise ebnete
- Was Kaffee aus Ruanda so besonders macht und
- Worauf du bei der Zubereitung von ruandischem Kaffee achten solltest
Ruanda und der Kaffee
Kaffee wurde in Ruanda erst recht spät eingeführt. Erst 1904 wurde die Kaffeepflanze von deutschen Missionaren nach Ruanda gebracht, um sie kommerziell zu züchten.
Das erste Kaffeeanbaugebiet entstand im heutigen Distrikt Rusizi, ganz im Süden der Western Province.
Zu den wichtigsten Anbauregionen gehören heute:
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Northern Province: Diese Region umfasst Distrikte wie Musanze, Burera und Gakenke, die für ihren hochwertigen Arabica-Kaffee bekannt sind.
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Western Province: In Distrikten wie Karongi und Nyamasheke wird ebenfalls Kaffee angebaut. Die Western Province ist für ihre vulkanische Bodenqualität bekannt, die sich positiv auf den Kaffeeanbau auswirkt.
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Eastern Province: Distrikte wie Kayonza und Ngoma sind Teil dieser Region.
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Southern Province: In Distrikten wie Huye (hier kommt unser Simbi Honey Bourbon her) und Nyamagabe wird Kaffee angebaut, wobei die Südprovinz eine wichtige Rolle im Kaffeeanbau des Landes spielt.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Kaffeeanbau in Ruanda aufgrund der verschiedenen Höhenlagen und Klimabedingungen in verschiedenen Teilen des Landes unterschiedlich sein kann. Diese Regionen sind jedoch einige der Hauptanbaugebiete.
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Der gezielte, wirtschaftlich relevante Anbau begann in Ruanda aber erst in den 1930er Jahren unter der Kolonialherrschaft Belgiens. Die europäische Kaffeekultur war zu diesem Zeitpunkt bereits gut entwickelt.
Die einverleibten Anbauländer nahe des Äquators waren dabei für die Kolonialmächte nicht nur "praktisch", um den Kaffeedurst zu stillen, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. Kaffee wurde zum wichtigsten Handelszweig Ruanda's.
Die Bevölkerung hatte davon aber nur wenig.
Belgien baute Baumschulen auf und Ruanda's Bauern begannen Kaffee-Setzlinge zu pflanzen. Belgien kontrollierte aber auch die Preise, Handelskonditionen, Exportzölle und die Einkommenssteuer.
Auch nach der Unabhängigkeit Ruanda's 1962 war der Kaffeesektor staatlich organisiert. Exportunternehmen hatten Monopole und Bauern kein Mitspracherecht bei Organisation oder Preisfindung.
Die "low quality, low quantity" Falle
Seit 1962 versuchte die Kayibanda Regierung weiterhin die Kontrolle über den wichtigen Kaffee-Wirtschaftszweig zu behalten. Das Marketing Board OCIR-Café und das Unternehmen Rwandex kauften und verkauften nahezu den kompletten Kaffee Ruanda's auf den Weltmärkten.
Farm-gate Preise (die wir in unserem Blogartikel "Transparenter Kaffee" detailliert besprechen) wurden durch die Regierung festgesetzt und zahlreiche Mittelmänner verkauften die Ernten der Bauern an den Monopolisten Rwandex.
Auch die nächste Regierung "Habyarimana" (1973-1994) sah im Kaffee-Export die Möglichkeit die Wirtschaft des Landes zu stärken.
In den 70er und 80er Jahren machte der Kaffee-Export bis zu 80% des gesamten Exports Ruandas aus.
Und wieder: Ruanda's Bauern hatten wenig davon.
Es war ein staatliches, von Vetternwirtschaft und Korruption verseuchtes System.
Auch die relativ guten Preise für Kaffee wurden zu dieser Zeit kaum an die Bauern weitergegeben. Die Regierung versuchte ihr Monopol zu festigen und die Bevölkerung zu kontrollieren.
Die Kaffeequalität war in Ruanda zu diesem Zeitpunkt alles andere als hochwertig. Die Verkaufsstrategie angelehnt an eine Discounter-Mentalität. Ruanda's Kaffeeexporte und Umsätze waren hoch. Die Gewinne klein.
Kaffeebauern hatten weder Geld noch Anreiz in Verbesserungen oder Qualität zu investieren. Die "low quality, low quantity" Falle.
Höhepunkt der Krise
In den Jahren vor dem Genozid in Ruanda fielen die Kaffeepreise. Die zunehmende militärische Bedrohung durch die Rwandan Patriotic Front (RPF) führten letztlich zum Zahlungsstillstand: Ruanda's Elite konnte den Bauern keine Subventionen mehr zahlen.
Ruanda's Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern wuchs. Die eigene Regierung versuchte von den Problemen abzulenken und die RPF bzw. die Tutsi für den Verfall der Wirtschaft verantwortlich zu machen.
Die Geschichte ist bekannt.
800.000 Menschen verloren ihr Leben.
In nur drei Monaten.
Mit dem Film Hotel Ruanda wurde ein Teil der düsteren Vergangenheit Ruanda's auf die Kino-Leinwände gebracht. Es war einer der Filme, die mich zu Tränen gerührt haben.
Vielleicht liegt mir auch deshalb dieses Kaffee-Land, seine Kaffeesorten und seine Menschen so am Herzen.
Der zweite Sonnenaufgang
Heute hat die ruandische Regierung weniger direkten Einfluss auf den Kaffeesektor. Kaffeebauern sind freier in ihren Entscheidungen und Privatsektor Investitionen steigen. Seit 2003 verfolgt Ruanda diverse strategische Ziele, um das Land zu stabilisieren.
Die Vision Ruanda's steht für wirtschaftliche Befreiung, Reduktion der Armut, bessere Gesundheit und Bildung. Sie steht für Demokratisierung, politische Versöhnung, Stabilität und Sicherheit.
Kaffee spielte bei der Gestaltung dieser Vision und der Erreichung der Ziele eine zentrale Rolle.
Direkt nach dem Ende des Genozids wurde der Kaffeemarkt geöffnet. Preise konnten flexibler verhandelt werden und monopolistische Strukturen abgebaut.
Mit der Kaffeekrise 1997 aber fielen die Preise für "standard-Kaffee" ins Bodenlose.
Ruanda kreierte über Jahre hinweg ein riesen Problem in seiner Kaffeewirtschaft: Fehlende Investitionen in frische leistungsstarke Setzlinge, abnehmende Fruchtbarkeit der Böden und immer häufigere Schädlingsbefälle. Die bisherige Strategie war kurzfristig und auf maximalen Erlös für die Elite ausgerichtet.
Im Jahr 2000 wurde 90% des Kaffees aus Ruanda als "mindere oder Standard Qualität" eingestuft. Die neu geformte Rwanda Coffee Development Authority begann die Samen für eine neue Kaffeestrategie zu säen.
National Coffee Strategy
Kein Sommermärchen. Aber definitiv eine Erfolgstory sondergleichen.
2002 markierte den Start der National Coffee Strategy. Ein Plan, der Ruanda aus der Armut und der low-quality-low-quantity Falle herausführen sollte.
Du erinnerst dich: ein Kernproblem war die schlechte Qualität. Die Marge der Kaffeebauern war zu klein, um Profite in effizientere Anbaumethoden und höhere Rohkaffeequalität zu investieren.
Im folgenden wurde Ruanda als eigene Marke etabliert und ruandischer Kaffee in der Wahrnehmung der Rohkaffee-Importeure auf globaler Ebene gestärkt, alte Kaffeepflanzen wurden erneuert, Setzlinge gezüchtet, neue Washing Stations gebaut und die Qualitätskontrolle verbessert.
Die Bemühungen trugen Früchte. So bleibt die Kaffeeindustrie in Ruanda ein zentraler Baustein für die Durchführung der "Economic Development and Poverty Reduction Strategy".
Die National Coffee Strategy aber war richtungsweisend für das ruandische Volk: entlang der Spezialitätenkaffee Wertschöpfungskette konnten zahlreiche Menschengruppen durch den Fokus auf höhere Qualität profitieren, aber verglichen mit Deutschland bleibt Ruanda nach wie vor ein armes Land.
Tausende "smallholder farmers" können heute zumindest sehr viel bessere Preise für ihre hochwertigen Ernten verlangen. Im ganzen Land wurden über 150 washing stations gebaut und die Nachfrage nach ruandischem Spezialitätenkaffee wächst.
Von 2013 bis 2018 konnte Ruanda seinen Kaffeeexport von 17 Tonnen auf 24 Tonnen erhöhen. Insgesamt ist der Export von landwirtschaftlichen Produkten in diesem Zeitraum um 23% gestiegen. Der Anteil von gewaschenen Kaffeebohnen wuchs von 30% auf 69%. Gleichzeitig wurden auch bei trocken aufbereiteten Kaffeesorten die Qualitäten deutlich verbessert.
Trotz des Erfolgs gab es weiterhin strukturelle Probleme entlang der Wertschöpfungskette. Diverse weitere Herausforderungen speziell im Kaffeesektor ließen den Export von Kaffeebohnen weniger schnell wachsen als erhofft.
Eine neue Initiative, die 2019 gestartet wurde und in diesem Jahr 2024 "enden" soll, beinhaltet viele Lösungen für hartnäckige Probleme. Wie genau sich die Zahlen entwickeln werden und wer von den Erfolgen wie profitieren darf, bleibt abzuwarten.
Export und Trade Balance von Ruanda 2021
Ganz neue Zahlen konnten wir bei unserer Recherche leider nicht finden. Dennoch ist die Entwicklung in Ruanda im Kaffeesektor und durch das Bestreben mehr qualitativ hochwertigen Kaffee anzubauen durchaus positiv.
2021 exportierte Ruanda Kaffee im Gesamtwert von USD 71.7m. Der meiste Kaffee wurde interessanterweise nach Kenia exportiert. Deutschland importierte 2021 Kaffee im Wert von USD 5.56m.
Quelle: Where does Rwanda export Coffee to? (2021) | The Observatory of Economic Complexity (oec.world)
Happy End?
Die National Coffee Stratey hat viel Gutes bewirkt. Der eingeschlagene Pfad wird auch in Zukunft helfen, die ruandische Bevölkerung zu stärken und Armut zu bekämpfen.
Doch ein Land wie Ruanda kämpft (auch aus historischen Gründen) weiterhin mit schwerwiegenden sozialen und strukturellen Herausforderungen.
In den vergangenen Jahren mussten washing stations ihre technischen Kapazitäten erweitern und erneuern, um weiterhin attraktiv für smallholder farmers zu sein und die Qualität der aufbereiteten Kaffees weiterhin steigern zu können.
Kleinstbauern wiederum haben häufig Landparzellen in sehr unterschiedlichen Höhenlagen. Sie produzieren unterschiedliche Qualitäten und Reifegrade. Viele Kleinbauern liefern so kleine Erträge, dass der Kaffeeanbau nicht mehr lukrativ ist. Eine Herausforderung, die nur durch geschultes Management gelöst werden kann.
Fachkräftemangel. Auch in Ruanda keine Seltenheit.
Viele Washing Station Managers konnten anfangs hochwertige Kaffeebohnen nicht von minderwertigen unterscheiden. Kleine Kaffeebauern haben daher oft nicht ihre fairen Lohn erhalten und hatten damit einen Anreiz zur Produktion niedrigerer Qualität und höherer Masse. Kleinbauern hatten außerdem zu wenig landwirtschaftliches Know-How. Wie mussten Setzlinge gezogen und gepflegt werden? Wie sollte Dünger eingesetzt werden? Welche Maßnahmen konnten ergriffen werden, um Kaffeesträucher länger und gut zu ernten? Welche Kaffeekirschen waren wirklich reif? Welche nicht?
Ruanda hatte viel zu lernen. Und das tat es.
Der NAEB Strategic Plan 2019-2024 griff genau diese Herausforderungen auf. Und versprach Lösungen.
Kaum ein Land vollzog basierend auf dem Bestreben hochwertigen Kaffee zu produzieren ein derartige Kehrtwende.
Kaffee ist mittlerweile Teil der DNA von Ruanda.
Im Vergleich zu 2010 konnten Kaffeebauern 10 Jahre später im Durchschnitt ihr Einkommen pro kg Rohkaffee ver-siebzehnfachen x17)! In den vergangenen 25 Jahren, ergaben sich neue Geschäftsmöglichkeiten, Spezialitätenkaffee hat die Preise deutlich stabilisiert, der Austausch zwischen den ethnischen Gruppen ist von Annahme geprägt. Strukturelle Probleme bleiben. Aber der Kaffeeanbau in Ruanda hat eine ganze Nation verändert.
Wir lieben Kaffee aus Ruanda. Er ist Sinnbild für Resilienz und Einfallsreichtum eines ganzen Landes.
Was macht Kaffee aus Ruanda so besonders? [unten: Kaffeebauern aus El Salvador mit ihrer Ernte Red Bourbon]
Bourbon - typisch Ruanda
Ruanda ist überraschend. Ich denke das ist mittlerweile klar.
Zwar wurden die Produktionsziele lange nicht erreicht, dennoch produziert das kleine Land im Schnitt etwa 20.000 Tonnen Rohkaffee pro Jahr.
Ruanda trägt den Beinamen "Land der tausend Hügel". Diese Hügel sind es, die den Kaffeeanbau in Ruanda so attraktiv machen.
Auf einer Höhe von 1500 bis 2500 m über dem Meeresspiegel reifen die Kaffeekirschen langsamer als in niederen Lagen und können dadurch eine komplexe, aromatische Struktur entwickeln. Bei Kaffeesorten aus Ruanda finden wir häufig Geschmacksaromen von roten Beeren und Schokolade mit einer ausbalancierten Säure wie Orange oder Steinobst.
In Ruanda werden hauptsächlich Arabica-Kaffeebohnen angebaut, wobei verschiedene Kaffeevarietäten in den verschiedenen Anbaugebieten des Landes kultiviert werden. Die Ernte beginnt Ende Februar und dauert bis Anfang Juni.
Hier sind einige der wichtigsten Kaffeevarietäten in Ruanda:
Bourbon: Diese Kaffeevarietät ist weit verbreitet und beliebt in Ruanda. Sie ist eine natürliche Mutation der Typica Variante und kam ursprünglich von der Insel "La Reunion", die früher Bourbon genannt wurde.
Bourbon-Kaffee zeichnet sich durch eine hohe Qualität aus und wird aufgrund seines milden Geschmacks und der spürbaren, intensiven Säure geschätzt. Bourbon macht ca. 90% der Kaffeeproduktion in Ruanda aus.
Typica: Eine weitere häufige Kaffeevarietät in Ruanda ist Typica. Diese Sorte ist für ihre vielfältigen Aromen und Geschmacksrichtungen bekannt und trägt zur Vielfalt des ruandischen Kaffees bei.
Jackson: Die Jackson-Varietät ist spezifisch für Ruanda und wird in verschiedenen Regionen angebaut. Sie zeichnet sich durch ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Höhenlagen aus.
Bourbon Mayaguez: Diese Bourbon-Variante ist ebenfalls in Ruanda zu finden. Sie trägt dazu bei, die reiche Aromenvielfalt der ruandischen Kaffeesorten zu unterstützen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Kaffeevarietäten in unterschiedlichen Höhenlagen und Klimazonen angebaut werden, was zu unterschiedlichen Geschmacksprofilen und Qualitäten führt.
Warum so viel Bourbon?
Mit dem Startschuss der National Coffee Strategy verließ sich das Land vor allem auf die Bourbon Kaffeesträucher, die für ihre hohe Qualität bekannt sind. Die Qualität sollte zentrales Element der gezüchteten Kaffeesorten werden.
Vor allem red bourbon wird von Kaffeekennern aufgrund seines vollen Körpers und ausgewogenen Süße geschätzt. Geschmacksnoten reichen von Vanille, Karamell, roten Beeren und Honig bis hin zu Zitrusfrüchten und Steinobst - je nach Aufbereitungsmethode.
Da sich Ruanda aufgrund seiner Historie auf die Produktion von hochwertigem Arabica-Kaffee konzentriert hat, ist der Anteil der Produktion von Robusta-Kaffee verschwindend gering. Die meisten Plantagen und Genossenschaften konzentrieren sich auf den Anbau von gewaschenen arabica Sorten. Dennoch bringt Ruanda auch hervorragende Robusta Kaffeesorten auf den Weltmarkt.
So wie unser Mr Kong.
Aus persönlicher Sicht: Wir sind immer begeistert, wenn wir unterschiedliche Kaffees aus Ruanda proberösten und verkosten dürfen. Die meisten stammen zwar von der Bourbon Varietät, aber unterschiedliche klimatische Bedingungen, Bodenbeschaffenheit und die verschiedenen Verarbeitungsweisen an den zahlreichen Washing Stations machen jeden Kaffee aus Ruanda besonders und einzigartig!
Worauf du bei der Zubereitung deines ruandischen Kaffees achten solltest
Du steht zu Hause an deiner Kaffeebar. Vor dir liegt der frisch geröstete Kaffee von carabica. Eine Kaffeebohne aus Ruanda.
Eins dürfte jetzt klar sein: Kaffee aus Ruanda hat Säure. Die langsame Reifung der Kaffeekirschen in den Höhenlagen der "Tausend Hügel" sorgt für eine hohe Dichte der Rohkaffeebohnen - sogenannte "hard beans".
Eine hohe Dichte bedeutet auch hohe Aromakonzentration, viel Komplexität in der Tasse und ja, auch das, was wir "vibrant acidity" nennen.
Vergleichbar mit Kaffee aus Kenia und den Varietäten SL28.
Doch keine Angst vor der Säure: traditionell gewaschene Kaffees bringen dir viele klare, unverfälschte Aromen in der Tasse. Die Säure macht deinen Kaffee lebendig und aufregend.
In den vergangenen Jahren hat Ruanda immer mehr auch mit honey processed und natural aufgebreiten Kaffees experimentiert. Zuvor war nur gewaschener Kaffee erlaubt. So sind - meiner Meinung nach - einzigartige und äußerst hochwertige Kaffees entstanden.
Trocken aufbereitete Kaffees aus Ruanda werden von einer intensiven Süße dominiert. Geschmacksnoten von Toffee, Steinfrüchten und dunkler Schokolade finden sich dann in der Tasse wieder. Wir lieben diese Vielfalt.
Espresso Guide für deinen Kaffee aus Ruanda
Aufgrund der natürlichen Süße der Bourbon Varietät versuchen wir bei der Espressoröstung unserer ruandischen Kaffeebohnen gezielt die Maillard-Phase zu strecken. Während dieser Phase entwickeln sich die komplexen Zuckerbestandteile. In deiner eigenen Küche kannst du beim Braten deines Steaks ebenfalls die Maillard Reaktion beobachten: dein Steak bräunt.
So ist das auch beim Kaffee. Neue Aromen entstehen und eine Vielzahl chemischer Reaktionen passieren. Die Entwicklungszeit dieser Röstungen geht Richtung 18-22%. In jedem Fall beenden wir die Röstung vor dem zweiten Crack.
An der Siebträgermaschine benötigen wir aufgrund der dominanteren Süße sowie des dunkleren Röstgrads keinen sonderlich feinen Mahlgrad. Entsprechend passen wir die Dosis etwas an und bewegen uns zwischen 21 und 22,5g Kaffeemehl.
Bei einer mittleren Brühtemperatur von 92°C und einer Brühzeit von maximal 28 Sekunden schmecken uns unsere Kaffeesorten aus Ruanda meist am besten.
Hier ist allerdings viel Fingerspitzengefühl notwendig und trotz der Dominanz der Bourbon Varietät ist jeder Kaffee aus Ruanda noch immer einzigartig.
Wir lieben die etwas intensiver gerösteten Kaffees aus Ruanda auch im Cappuccino oder Flat White. Der intensive Geschmack des Espresso-Shots schneidet problemlos durch die Milch.
Filterkaffee Guide für deinen Kaffee aus Ruanda
Beim Filterkaffee starten wir unsere Röstung mit hohen Temperaturen. Wir wollen schnell die Hitze des Rösters in das Bohneninnere transportieren. Die Röstung ist meist deutlich kürzer, die Maillard-Phase weniger ausgedehnt und die Entwicklungszeit im Röster liegt meist zwischen 12 und 18 %.
Auch beim ruandischen Kaffee folgen wir diesem Grundprofil. Wir wollen die lebendige, dynamische Säure der Bourbon Kaffeebohne in der Tasse weiter schmecken. Aprikose, Grapefruit, Orange, alles ist denkbar.
Dieses Mal haben wir uns etwas Neues ausgedacht. Einen Filterkaffee aus dem Clever-Dripper.
Für die Zubereitung im Clever Dripper nutzen wir:
- 25g Kaffeemehl bei mittlerer Mahlung
- 400g Wasser - 1:16 Ratio
- 95°C Brühtemperatur (relativ heiß für mehr Süße)
Für den Bloom: nutze etwa 50g Wasser für 30 Sekunden. Stelle sicher, dass das gesamte Kaffeemehl nass wird. Dafür kannst du gern einen Löffel verwenden, um die Agitation zu erhöhen.
Füge das restliche Wasser (350g) innerhalb der nächsten 30 Sekunden hinzu. Du solltest innerhalb einer Minute fertig sein.
Brühzeit: 2:30 min: setze den Dripper auf deine Kanne oder Tasse und lass den Kaffee abfließen.
Fertig.
In unseren Augen ist Ruanda eines der beeindruckendsten und spannendsten Kaffeeanbauländer der Welt. Kaum ein Volk hat so viel Trauma erlebt und sich doch wieder aus den Zwängen von korrupten Regierungen, historischen Altlasten, dem Genozid und Armut befreit.
Es ist nicht alles rosig, aber der ruandische "zweite Sonnenaufgang" hat mich auch während der Recherche für diesen Blogartikel schwer beeindruckt.
Ich hoffe, dass auch du dich anstecken lässt vom Geschmack Ruandas.
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